München (ots) – Vor fünf Jahren haben sich die Mitgliedstaaten der Vereinten
Nationen auf neue Entwicklungsziele für das Jahr 2030 geeinigt. Demnach soll es
in 15 Jahren unter anderem keine Armut und keinen Hunger mehr geben, jedes Kind
eine Schulbildung erhalten, die Gesundheitsversorgung verbessert werden und
Männer und Frauen gleichberechtigt zusammenleben. Bereits bis 2020 soll die
Jugendarbeitslosigkeit deutlich eingedämmt werden.
Fünf Jahre nach Verabschiedung des Aktionsplans hat die Hilfsorganisation
SOS-Kinderdörfer Bilanz gezogen. Demnach wird es immer unwahrscheinlicher, dass
die „Ziele zur nachhaltigen Entwicklung“ erreicht werden. „Wir hinken allen
Zielen massiv hinterher. Der Klimawandel, zunehmende Konflikte und mangelnder
politischer Wille verhindern den Fortschritt und haben viele Erfolge vergangener
Jahre sogar wieder zunichtegemacht. Und angesichts des hohen
Bevölkerungswachstums, mit dem wir in den nächsten Jahrzehnten rechnen, werden
die Herausforderung enorm wachsen“, sagt Louay Yassin, Sprecher der
SOS-Kinderdörfer in München. Vor allem Kinder seien die Leidtragenden.
Die wichtigsten Punkte für Kinder – eine Zwischenbilanz:
– Beseitigung der extremen Armut
Seit 1990 ist die Zahl der Menschen, die in extremer Armut leben, weltweit von
36 Prozent auf 10 Prozent gesunken. Aber die Fortschritte sind zu gering, um das
Ziel, die Armut bis 2030 zu beseitigen, zu erreichen. Nach Schätzungen der UN
werden es 2030 immer noch 6 Prozent sein. Kinder sind überproportional
betroffen: Aktuell lebt jedes fünfte Kind in extremer Armut.
– Den Hunger beenden
Trotz weltweiter Anstrengungen, den Hunger zu beseitigen, ist die Zahl der
Menschen, die hungern, im dritten Jahr in Folge gestiegen. 2018 litten immer
noch 822 Millionen Menschen an Hunger. Besonders dramatisch ist die Situation in
Afrika, wo der Hunger in allen Ländern zunimmt. In Ostafrika ist ein Drittel der
Menschen betroffen. „Gerade für Kinder sind die Auswirkungen massiv. Hunger und
Unterentwicklung sind für viele Jungen und Mädchen ein Todesurteil“, sagt Louay
Yassin.
– Kinder- und Müttersterblichkeit reduzieren
Die Kinder- und Müttersterblichkeit konnte weltweit reduziert werden. Aktuell
sterben täglich 17000 Kinder weniger als 1990. Allerdings sind immer noch
jährlich über fünf Millionen Kinder unter fünf Jahren betroffen. „Und auch das
ist eine Tatsache: In armen Familien sterben doppelt so viele Kinder wie in
wohlhabenden! Ihr Tod könnte bei entsprechender Versorgung in vielen Fällen
verhindert werden“, sagt SOS-Sprecher Yassin. Die höchste Kindersterblichkeit
liegt in Afrika südlich der Sahara sowie in Südasien vor: Vier von fünf Kindern,
die vor ihrem fünften Geburtstag sterben, kommen aus diesen Regionen.
– Gleiche Rechte für Jungen und Mädchen
Für Mädchen hat sich Einiges verbessert: Die Zahl der Mädchen unter 18, die
verheiratet sind, ist auf 650 Millionen gesunken. Allein in Asien wurde die Zahl
der verheirateten Mädchen um ein Viertel verringert. Auch bei der weiblichen
Genitalverstümmelung gibt es Fortschritte: Wurde in den 30 am meisten
betroffenen Ländern im Jahr 2000 noch jedes zweite Mädchen beschnitten, ist es
derzeit etwa jedes dritte. „Dennoch sind wir von Gleichberechtigung meilenweit
entfernt. Mädchen und Frauen erleiden weiterhin Diskriminierung und Gewalt und
werden häufig auch durch die Gesetze benachteiligt“, sagt Yassin. So gäbe es in
49 Ländern keine gesetzlichen Regelungen, die Frauen vor häuslicher Gewalt
schützten.
– Schulbildung für alle
Gingen noch im 2000 15 Prozent der Kinder im Grundschulalter nicht zur Schule,
waren es 2008 nur noch 9 Prozent. Seitdem stagniert die Zahl jedoch. Besonders
in Konflikt- und Kriegsgebieten haben viele Jungen und Mädchen keine Chance auf
Bildung. Nur jedes zweite Kind in diesen Regionen besucht die Schule. „Besonders
beunruhigt uns auch die mangelhafte Qualität der Bildung. Nicht einmal die
Hälfte aller weltweiten Grundschulkinder verfügt über Basiskenntnisse in Lesen
und Rechen“, sagt Yassin.
– Jugendarbeitslosigkeit soll signifikant verringert werden
Als eines von wenigen Zielen soll die deutliche Verringerung der
Jugendarbeitslosigkeit bereits bis 2020 erreicht werden. „Auch davon sind wir
weit entfernt“, sagt Yassin. Zwar konnte sich der globale Arbeitsmarkt von der
Weltwirtschaftskrise inzwischen erholen – im Vergleich zu 6,6 Prozent
Arbeitslosen 2009 waren es 2018 fünf Prozent-, aber für die Jugendlichen sieht
die Situation weiterhin düster aus. Sie waren mehr als doppelt so häufig
betroffen. Mit 11,8 Prozent liegt die Zahl 2018 zwar unter den 12,6 Prozent von
2013, aber von einer signifikanten Verbesserung kann keine Rede sein. „Wenn
Jugendliche keine Chance haben, ihren Lebensunterhalt zu verdienen und sich in
ihre Gesellschaften einzubringen, hat das gravierende Auswirkungen. Es ist ein
Hemmnis für den Fortschritt und gefährdet den Frieden“, sagt Yassin.
– Ende jeglicher Kinderarbeit bis 2025
Die Beseitigung jeglicher Kinderarbeit soll bereits 2025 erreicht werden. „Wir
müssen unsere Anstrengungen auch hier deutlich intensivieren, um dieses wichtige
Ziel zu erreichen“, sagt Yassin. Denn aktuell müssten immer noch weltweit 152
Jungen und Mädchen arbeiten, 73 Millionen davon gehen gefährlicher Kinderarbeit
nach. Im Jahr 2012 waren es 168 Millionen Jungen und Mädchen, von denen 85
Millionen besonders gefährliche Arbeiten verrichten mussten. „Der Fortschritt
ist viel zu gering“, sagt Yassin.
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Stellvertretender Pressesprecher
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