NetzweltFast wunschlos glücklich mit Corona App - Studie des Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) und der Cass Business School (London) analysiert verschiedene App-Konfigurationen hinsichtlich ihrer Akzeptanz
News und Nachrichten

Fast wunschlos glücklich mit Corona App – Studie des Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) und der Cass Business School (London) analysiert verschiedene App-Konfigurationen hinsichtlich ihrer Akzeptanz

Nürnberg (ots) – Die geplante Ausgestaltung der Corona App kommt den Wünschen der Deutschen schon ziemlich nahe, Knackpunkt bleibt die kritische Nutzermasse. Hat ein unabhängiges Forschungsinstitut die Verantwortung und Kontrolle über die App, ist die Nutzung freiwillig, geschieht die Kontaktverfolgung anonym und werden die Daten nur für die Zeit der Pandemie – dezentral – gespeichert, dann ist die Akzeptanz in der Bevölkerung am höchsten. Damit die Bürger eine solche App in der Realität auch tatsächlich nutzen, sind Transparenz, Aufklärung und Vertrauen wichtig. Dies zeigen die Ergebnisse der Studie „Downloadbereitschaft einer Contact Tracing App in Deutschland“ des Nürnberg Institut für Marktentscheidungen und der Cass Business School aus London.

In der vorliegenden Studie wurden den Teilnehmern verschiedene App-Varianten mit elf Merkmalen vorgelegt und ermittelt, welche Optionen sie bevorzugen und welche sie ablehnen. Ziel war es, die Akzeptanzraten bzw. die Downloadbereitschaft für verschiedene App-Konfigurationen zu ermitteln.

Anonymität und Freiwilligkeit

Der Blick auf die einzelnen Merkmale einer Contact Tracing App zeigt: Am wichtigsten ist für potentielle Nutzer, wer die App betreibt und überwacht. Hier gilt ein unabhängiges Institut, wie es etwa das Robert Koch-Institut (RKI) darstellt, als „Idealbesetzung“. Ganz oben auf der Akzeptanzliste der Anwender stehen zudem die freiwillige Nutzung der App und die Anonymisierung der Kontaktverfolgung sowie der Datenschutz, d. h. es werden keine Standortdaten erhoben und es gibt ein Enddatum für die Speicherung – das Ende der Pandemie.

„Die Entscheidung, die Daten der Corona-App in Deutschland dezentral zu speichern, wird in erheblichem Maße zur Akzeptanz beitragen.“, ist Dr. Fabian Buder, Head of Future & Trends Research des Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM), überzeugt. „Generell gilt, dass die Bereitschaft, eine solche App zu nutzen, davon abhängt, wie transparent sie ist.“

Welche App Konfiguration erzielt die höchste Downloadbereitschaft?

Die Downloadbereitschaft wurde für eine Reihe von App Konfigurationen ermittelt – für vier ausgewählte Apps wurde sie näher untersucht:

Den höchsten Wert erzielte mit 69,4 % die „Maximale Akzeptanz“ App (4). Hier hätte ein unabhängiges Forschungsinstitut wie das RKI die Verantwortung und Kontrolle über die App – ein wesentlicher Faktor für die Akzeptanz. Weitere wichtige Merkmale wären bei dieser App-Konfiguration ebenfalls erfüllt: So wäre die Nutzung freiwillig, die Daten würden lokal, anonym und nur zeitlich begrenzt auf dem Mobilgerät gespeichert werden. Diese Konfiguration stimmt mit der in Deutschland derzeit diskutierten App schon fast überein – allerdings würde die „Maximale Akzeptanz“ App den Nutzern zusätzlich den Vorteil bieten, dass sie vorrangigen Zugang zu Corona-Tests hätten, wenn sie laut App mit einer infizierten Person in Kontakt waren.

Mit knapp 70% erreichte diese App-Variante (4) im Modell die erforderliche Akzeptanzrate von über 60%, die laut einer Forschergruppe der Universität Oxford (https://www.research.ox.ac.uk/Article/2020-04-16-digital-contact-tracing-can-sl ow-or-even-stop-coronavirus-transmission-and-ease-us-out-of-lockdown) für den erfolgreichen Einsatz einer solchen App zur Eindämmung der COVID-19 Pandemie notwendig wäre. Zu beachten ist, dass es sich bei den ermittelten Werten um Akzeptanzraten unter Idealbedingungen handelt, da alle Befragten vollständig über die Eigenschaften informiert waren. Zudem können in der Realität weitere Aspekte, wie beispielsweise die Zugänglichkeit und die Usability, den Erfolg beeinflussen. Auch entscheidend wird sein, ob die Nutzer der App vertrauen und dass ihre Vorstellungen bezüglich Kontrolle der App, Datenschutz sowie Freiwilligkeit wirklich erfüllt werden.

Aber auch wenn eine App (fast) alle Wünsche zu erfüllen scheint, so wird sie doch kein Selbstläufer werden: Denn 22% der Befragten gaben an, dass sie sich bei jeder der vorgelegten App-Konfigurationen gegen einen Download entscheiden würden.

Drei weitere App-Konfigurationen (1 – 3) wurden zum Vergleich berechnet: Alle erhielten niedrigere Akzeptanzraten: 31,3% erreichte ein minimales App-Konzept (1) mit zentraler Datenspeicherung und ohne besonderen Anwendernutzen. Auch der Wert der „Big Brother“ App (2), einer besonders datenhungrigen, von einer Regierung kontrollierten App, lag nur bei 41,5%. Positiv ins Gewicht fallen würde hier, dass Nutzer vorrangigen Zugang zu Corona-Tests erhielten, wenn sie mit einer infizierten Person in Kontakt waren. Etwas über 50% Downloadbereitschaft erzielte die „Anfangs diskutierte App“ (3). Zur Zeit der Umfrage im Mai 2020 war diese Konfiguration Stand der öffentlichen Diskussion (basierend auf Presseberichten und von Entwicklern auf GitHub.com bereitgestellten Dokumentationen). Hier hätte ein deutsches IT-Unternehmen die Aufsicht und Kontrolle. Die Nutzung wäre freiwillig, ebenso die Rückmeldung von Testergebnissen. Die Daten würden für vierzehn Tage lokal auf dem Gerät gespeichert werden und es würde keine Ermittlung von Standortdaten erfolgen.

Aufklärung schafft Transparenz und Akzeptanz

In einer begleitenden Befragung zeigten sich noch andere Faktoren, die mit der Akzeptanz einhergehen: Beispielswiese wiesen jene Befragten, die die Medienberichterstattung über Tracing Apps intensiver verfolgten, eine höhere Akzeptanz für die simulierten Apps auf. Das heißt, neben praktischen Faktoren wie Bedienerfreundlichkeit oder technischer Umsetzung, scheint öffentliche Aufklärung ein relevanter Faktor für den Erfolg der App sein.

Vertrauen in die Regierung

Vertrauen scheint ebenfalls eine Rolle zu spielen: Denn potentielle Nutzer, die den von der Regierung bereitgestellten Informationen zu COVID-19 vertrauen – dies sind mit 58% etwas mehr als die Hälfte – scheinen eine deutlich höhere Downloadbereitschaft aufzuweisen. Dieses Vertrauen auszubauen und auf die App auszuweiten, wird Aufgabe der Regierung sein, wenn die geplante App freiwillig weite Verbreitung finden soll.

Angst vor COVD-19

In der Befragung geben 43,8% an, dass sie sich vor COVD-19 fürchten. Und es wurde deutlich, dass die Akzeptanz der beiden Apps („Anfangs diskutierte App“ (3), „maximale Akzeptanz“ (4)) mit der Angst vor COVID-19 zusammenhängt. Die Akzeptanzraten waren bei denjenigen am höchsten, die die meiste Angst berichteten.

Zur Studie

In der Studie „Downloadbereitschaft einer Contact Tracing App in Deutschland“ des Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) und der Cass Business School wurden einer repräsentativen deutschen Stichprobe (n = 1.472) realistische Auswahlszenarien vorgelegt. Die zur Auswahl stehenden App-Varianten waren anhand von 11 Merkmalen beschrieben, von der Frage, wer die App steuern und überwachen wird, bis hin zur Frage, ob die App eine Voraussetzung für Bewegungsfreiheit sein soll, oder welche Art von Daten erhoben und wie lange sie gespeichert werden. Die Ausgestaltung variierte von einer Auswahlaufgabe zur nächsten. Aus dem Auswahlverhalten der Befragten lässt sich erschließen, welche Optionen bevorzugt und welche abgelehnt werden. Die Ergebnisse wurden herangezogen, um Akzeptanzraten bzw. die Downloadbereitschaft (in % der Bevölkerung) für verschiedene App-Konfigurationen zu ermitteln. Die Befragung wurde vom 6. bis 18. Mai 2020 durchgeführt. Die deutsche Studie setzt auf eine Umfrage auf, die zuvor in Großbritannien von Forschern der Cass Business School, London, durchgeführt wurde (Wiertz et al., 2020).

Den kompletten Bericht zur Studie finden Sie auf unserer Homepage www.nim.org (h ttps://www.nim.org/forschung/studien/downloadbereitschaft-einer-contact-tracing- app-deutschland) .

Über das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen e. V. (zuvor GfK Verein)

Das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) ist eine Non-Profit-Organisation zur Erforschung von Konsum- und Marktentscheidungen. An der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis untersucht das NIM, wie sich Entscheidungen von Konsumenten und Unternehmen in Märkten ändern. Ziel ist es, zu verstehen, wie Verbraucher entscheiden, damit Marketingverantwortliche ihrerseits bessere Entscheidungen bei der Marktbearbeitung treffen können. Seine Mitglieder setzen sich aus Unternehmen und Einzelpersonen zusammen.

Das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen ist Gründer und Ankeraktionär der GfK SE.

Weitere Informationen finden Sie auf http://www.nim.org .

Folgen Sie uns auf Twitter www. twitter.com/NIMinstitute

Über die Cass Business School

Cass Business School ist die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der City, University of London (https://de.wikipedia.org/wiki/City_University_London) . Sie befindet sich im Herzen des Londoner Finanzzentrums und spezialisiert sich auf drei Fachbereiche: Unternehmensführung, Finanzierung und Versicherungsmathematik. Im Financial Times Ranking ist sie eine der Top 20 European Business Schools und besitzt die Triple Crown, d. h., sie ist von den drei wichtigsten Akkreditierungsorganisationen EQUIS, AACSB und der AMBA akkreditiert. Weitere Informationen finden Sie auf http://www.cass.city.ac.uk .

Pressekontakt:

Nürnberg Institut für Marktentscheidungen e.V.
Gründer und Ankeraktionär der GfK SE
Communication & Events
Sandra Lades
Steinstr. 21
90419 Nürnberg
Tel. +49 (0) 911 95151 989
sandra.lades@nim.org

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/136568/4616863
OTS: Nürnberg Institut für Marktentscheidungen e.V.

Original-Content von: Nürnberg Institut für Marktentscheidungen e.V., übermittelt durch news aktuell

Themen zum Artikel

Weitere Themen wie - Fast wunschlos glücklich mit Corona App – Studie des Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) und der Cass Business School (London) analysiert verschiedene App-Konfigurationen hinsichtlich ihrer Akzeptanz