Berlin/Marlow (ots) – Es ist ihre Stimme, die den Vögeln das normale Leben
schwer macht: Weil Beos sogar besser sprechen und imitieren können als so
mancher Papagei, sind die Tiere besonders im asiatischen Raum vielgehandelte
Objekte. Meist fristen sie ihr Dasein nach dem Wegfangen aus den heimischen
Wäldern als Haustiere alleine in kleinen Käfigen. Hinzu kommt, dass Beos in
manchen Ländern als Delikatesse gelten. Somit sind die Bestände in den
vergangenen Jahren deutlich eingebrochen; einige Arten stehen heute kurz vor der
Ausrottung. Um auf diese Gefahr aufmerksam zu machen, hat die Zoologische
Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP) den Beo zum „Zootier des
Jahres 2020“ ernannt. „Beos verschwinden sowohl in ihrem asiatischen Lebensraum,
als auch in Europäischen Zoos still und leise. Mit der Ernennung zum „Zootier
des Jahres 2020″ möchten wir zusammen mit der Unterstützung unserer
Kampagnenpartner und der Zoogemeinschaft Lobbyarbeit und ganz konkreten
Artenschutz für diesen besonderen Vogel betreiben“, sagt Dr. Sven Hammer, 1.
Stellvertretender Vorsitzender der ZGAP.
Herausforderung Partnerwahl
Die monogam lebenden Beos sind sehr anspruchsvoll bei der Wahl eines geeigneten
Partners. Daher ist es selbst für erfahrene Zoos und Züchter eine
Herausforderung, die intelligenten Vögel nachzuzüchten, weshalb die talentierten
Stare auch in zoologischen Gärten eine Seltenheit geworden sind. Um zu ihrem
Erhalt aktiv beizutragen, wird im Zuge der „Zootier des Jahres“- Kampagne im
Vogelpark Marlow ein Zentrum für die Beo-Partnervermittlung, ein
„Beo-Dating-Center“, aufgebaut. Im Vogelpark Marlow wird das Europäische Ex
situ-Programm (EEP) für die Erhaltungszucht von Beos koordiniert – es ist also
der ideale Ort, um bisher unverpaarten Beos die Chance zu bieten, ihre „große
Liebe“ zu finden. Die so entstandenen Paare werden an teilnehmende Zoos
übergeben und sollen dann als kompatible Brutpaare für Beo-Nachwuchs sorgen.
„Als Zoo-Gemeinschaft erreichen wir Millionen Menschen; diese Reichweite müssen
wir im Sinne der Tiere nutzen“, sagt Prof. Dr. Jörg Junhold, Präsident des
Verbandes der Zoologischen Gärten. „Die in unserer Obhut lebenden Tiere sind
Botschafter ihrer im natürlichen Lebensraum bedrohten Arten. Neben der
Wissensvermittlung sehen wir uns als Arche Noah und setzen uns dafür ein,
bedrohte Arten sowohl in den Lebensräumen als auch als Backup-Poplulation in den
Zoos zu erhalten.“
Unterstützung für zwei Schutzprojekte in Indonesien
Neben der Partnervermittlung in Deutschland wird die „Zootier des Jahres“-
Kampagne 2020 auch zwei Beo-Schutzprojekte in Indonesien finanziell
unterstützen. Die Voraussetzungen für einen sofortigen verbesserten Schutz in
der Wildbahn sind jedoch sehr schwierig. Daher wird auf der Insel Java zunächst
ein eigens für die anspruchsvollen Bedürfnisse der Beos entworfener
Zuchtvolierenkomplex gebaut. Hier erhalten die stark gefährdeten Tenggara-Beos
und die von der Ausrottung bedrohten Nias-Beos in menschlicher Obhut die Chance
auf ein Fortbestehen ihrer Art. Das zweite Projekt befindet sich auf der Insel
Nias. Das örtliche Museum, die Kirchengemeinde und die Bewohner der Insel wollen
hier eine Erhaltungszuchtstation aufbauen, um die Vögel, die ein Kultursymbol
ihrer Insel sind und sogar ihren Namen tragen, zu retten. Die
Artenschutz-Kampagne wird das Anlegen spezieller Baumschulen fördern, um den
Beos mit heimischen Baum- und Straucharten für eine spätere Auswilderung
ausreichend Futterpflanzen zu sichern.
„Mit der „Zootier des Jahres“- Kampagne 2020 möchten wir die beiden
Artenschutzprojekte im Lebensraum der Beos ganz direkt und vor allem zeitnah
finanziell unterstützen, um hoch bedrohte Beoarten vor der Ausrottung zu
bewahren und ihnen eine Perspektive für ein langfristiges Überleben in der
Wildbahn zu geben“, sagt Viktoria Michel, Projektkoordinatorin der „Zootier des
Jahres“- Kampagne.
Zur „Zootier des Jahres“- Kampagne
Für den Titel „Zootier des Jahres“ werden Tierarten ausgewählt, deren Bedrohung
bisher nicht im Fokus der Öffentlichkeit steht. In der jüngeren Vergangenheit
wurden schon zahlreiche Tierarten unbeachtet ausgerottet, auch weil ihre
Gefährdung nicht genug Aufmerksamkeit in den Medien fand. Das soll sich mit dem
Titel „Zootier des Jahres 2020“ nun für den Beo ändern. Ziel der Kampagne ist es
deshalb, mehr Aufmerksamkeit auf die schwierige Situation der intelligenten
Starenvögel zu lenken, die Erhaltungszuchtbemühungen der Zoologischen Gärten und
die Schutzprojekte in den indonesischen Ursprungsländern zu unterstützen.
Um in Form von Öffentlichkeitsarbeit und konkreten Artenschutzmaßnahmen
möglichst viel für die im Fokus stehende Tierart bewirken zu können, bündeln
vier im Artenschutz aktive Partner ihre Kräfte. Neben der federführenden
Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz e.V. (ZGAP) arbeiten
die Einrichtungen und Mitglieder der Deutschen Tierpark-Gesellschaft e.V. (DTG),
des Verbandes der Zoologischen Gärten e.V. (VdZ) und der Gemeinschaft der
Zooförderer e.V. (GdZ) eng zusammen.
Zu den Platinförderern der „Zootier des Jahres“ – Kampagne 2020 zählen bereits
folgende Zoos und Institutionen: Zoo Basel, Vogelpark Marlow,
Naturschutz-Tierpark Görlitz, Zoo Landau in der Pfalz, Zoologischer Stadtgarten
Karlsruhe, Tierpark Nordhorn, Allwetterzoo Münster, Zoo Heidelberg und Wilhelma
Stuttgart.
Pressekontakt:
Viktoria Michel
Projektkoordinatorin „Zootier des Jahres“
0157/82594559
zootierdesjahres@zgap.de
Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/129318/4486476
OTS: Verband der Zoologischen Gärten (VdZ)
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