PolitikÜber 60 Organisationen fordern eine Schonzeit für Füchse
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Über 60 Organisationen fordern eine Schonzeit für Füchse

Gau-Algesheim (ots) – Während in Dortmund auf der „Jagd & Hund“ neueste
Fallensysteme, halbautomatische Jagdwaffen und exotische Trophäenreisen
feilgeboten werden, verlieren im Wald und auf der Feldflur tausende von Füchsen
ihr Leben im Rahmen von so genannten „Fuchswochen“.

Darunter befinden sich mit großer Wahrscheinlichkeit massenhaft Elterntiere, die
für die Aufzucht von Jungtieren notwendig sind. Denn bereits bei Jagden, die ab
Beginn der Paarungszeit der Füchse – also ab Ende November eines Jahres –
stattfinden, ist jeder getötete Rüde ein potentieller werdender Fuchsvater, jede
getötete Fähe potentiell bereits trächtig. Ab Mitte Januar werden die ersten
Fuchswelpen geboren, so dass bereits bei den jetzt stattfindenden Jagden das
Risiko besteht, tatsächlich Elterntiere zu töten und deren Welpen zu einem
schrecklichen Hungers- oder Erfrierungstod zu verdammen.

Wildtierschutz Deutschland und das Aktionsbündnis Fuchs, welches von über 60
Organisationen aus dem Tier- und Naturschutz unterstützt wird, wollen das
verhindern.: Die Tierfreunde fordern Julia Klöckner und ihre Kolleginnen und
Kollegen in den Landwirtschafts- und Umweltministerien der Länder in einem
Schreiben auf, auf gesetzlicher Ebene unverzüglich die realen Setzzeiten bei
Füchsen zu berücksichtigen und dem Umstand gerecht zu werden, dass auch der
Fuchsrüde zur Aufzucht von Jungtieren notwendig ist. Auch wenn der
Hauptversorger der Fuchsfamilie zwischen Paarungs- und Setzzeit getötet wird,
haben seine Nachkommen wesentlich geringere Überlebenschancen. Um den
Elterntierschutz ernsthaft zu gewährleisten, wäre daher eine Schonung der Füchse
ab Beginn der Paarungszeit nötig.

Als das Bundesjagdgesetz 1952 erstmals veröffentlicht wurde, hat man die
Schonung von Elterntieren lediglich über den Zeitraum definiert, in welchem
damals Fuchswelpen zur Welt kamen. Viele Jäger handeln noch heute danach und
berücksichtigen nicht, dass Fuchswelpen hierzulande aktuell nachweislich nicht
erst im März, sondern bereits im Januar und Februar das Licht der Welt
erblicken. Erkenntnisse aus der Fuchsforschung über die Familienstruktur von
Füchsen werden sowohl von der Jägerschaft als auch von der Politik weitgehend
ignoriert.

„Dabei wird es im Sinne des damaligen Gesetzgebers gewesen sein, einen
umfassenden Schutz der für die Aufzucht von Jungtieren notwendigen Elterntiere
zu schaffen“, erläutert Lovis Kauertz von Wildtierschutz Deutschland. „Auch
sollte ein Jagdverband, der auf dem Papier die Waidgerechtigkeit hochhält, mal
in sich gehen. Vielleicht erinnert man sich dort an das eigene Grundsatzpapier,
welches im Rahmen der Waidgerechtigkeit eine Selbstbeschränkung des Jägers
fordert und konstatiert, dass keineswegs alles erlaubt sei, was nicht
ausdrücklich verboten ist.“

Anschreiben vom 29. Januar 2020 an Landwirtschafts-/ Umweltminister/innen:

Sehr geehrte Frau Ministerin Klöckner,

im Verantwortungsbereich Ihres Ressorts wird im Januar und Februar jeden Jahres
billigend in Kauf genommen, dass die für die Aufzucht von Jungtieren
erforderlichen Elterntiere von Füchsen im Rahmen der Jagd getötet werden.
Sogenannte Fuchs- oder Raubwildwochen finden in einigen Bundesländern, die nicht
einmal eine Schonzeit für Füchse ab März eines Jahres vorsehen, sogar bis in den
März hinein statt.

Im Rahmen der Zusammenarbeit mit zahlreichen Wildtierauffangstationen wird uns
immer wieder bestätigt, dass Fuchsgeburten häufig im Februar und sogar bereits
im Januar stattfinden. Demnach beginnt die Paarungszeit der Füchse nachweislich
bereits Ende November. Bei Fuchsjagden ab diesem Zeitpunkt ist jeder getötete
Rüde ein potentieller werdender Vater und jede getötete Fähe potentiell bereits
trächtig. Ab Mitte Januar besteht auch das Risiko, tatsächlich Elterntiere zu
töten.

Es ist in zahlreichen Studien belegt (u.a. Vergara V. (2001): Comparison of
parental roles in male and female Red Foxes, Vulpes vulpes, in southern Ontario.
Canadian Field Naturalist 115(1), 22-33) und inzwischen in der Jagd- und
Jagdausbildungsliteratur anerkannt, dass auch der Fuchsrüde für die Aufzucht von
Jungtieren notwendig ist (Blase, Die Jägerprüfung (30. Auflage 2010), Kapitel
2.3 (303)).

Das Bundesjagdgesetz wurde erstmals 1952 veröffentlicht. Doch noch heute wird
der § 22 Absatz 4 lediglich über die Setzzeit definiert und ignoriert somit die
neueren Erkenntnisse über die Familienstruktur von Füchsen:

„(4) In den Setz- und Brutzeiten dürfen bis zum Selbständigwerden der Jungtiere
die für die Aufzucht notwendigen Elterntiere, auch die von Wild ohne Schonzeit,
nicht bejagt werden. …“

Schon zur Zeit der frühen Bundesrepublik war es Anliegen des Gesetzgebers, mit
dem § 22 Absatz 4 BJagdG einen umfassenden Schutz der für die Aufzucht von
Jungtieren notwendigen Elterntiere zu schaffen. Spätestens seit den 1980er
Jahren ist aus zahlreichen Studien bekannt, dass bei Füchsen eben nicht nur die
weiblichen Tiere ab der Setzzeit für die Aufzucht von Jungtieren notwendig sind,
sondern eben auch die Rüden. Ein Rüde, der zwischen Paarungs- und Setzzeit
getötet wird, steht logischer Weise als für die Aufzucht erforderliches
Elternteil später nicht mehr zur Verfügung.

Wir fordern Sie deshalb auf, im Sinne des Bundesjagdgesetzes und unter
Berücksichtigung der tatsächlichen Setz- und auch Paarungszeit unverzüglich eine
bundesweite Schonzeit für Füchse festzulegen, die den gesamten Zeitraum vom
Beginn der Paarungszeit bis zur Selbständigkeit der Jungtiere umfasst und somit
auch den Schutz der zur Aufzucht der Jungtiere erforderlichen Fuchsrüden
berücksichtigt.

Eine darüberhinausgehende Jagdzeit für Füchse lehnen wir ebenfalls ab, weil
weder aus ökologischen noch aus epidemiologischen Gründen die Fuchsjagd
überhaupt erforderlich ist. Das belegen u.a. zahlreiche Nationalparks in
Deutschland und seit 2015 unser Nachbar Luxemburg, wo seitdem eine ganzjährige
Schonzeit für Füchse gilt.

Ausführliche Erläuterungen und Quellenangaben des Aktionsbündnisses Fuchs legen
wir diesem Schreiben bei.

Mit freundlichen Grüßen

Aktionsbündnis Fuchs und Wildtierschutz Deutschland e.V

Lovis Kauertz (Vorsitzender Wildtierschutz Deutschland e.V.)

Über Wildtierschutz Deutschland e.V. – www.wildtierschutz-deutschland.de

Wildtierschutz Deutschland wurde 2011 gegründet und setzt sich seitdem für die
Abschaffung einer Jagd ein, die weder aus ökologischer noch aus
epidemiologischer Sicht einen wesentlichen Nutzen für die Umwelt bringt.
Außerdem engagieren wir uns für die Aufnahme, Versorgung und Auswilderung von in
Not geratenen Wildtieren.

Über Aktionsbündnis Fuchs – www.aktionsbuendnis-fuchs.de

Das Aktionsbündnis Fuchs wurde 2017 gegründet und setzt sich für eine
ganzjährige Schonzeit für Füchse ein. Das Bündnis wird von über 60 Tier- und
Naturschutzorganisationen unterstützt.

Pressekontakt:

Lovis Kauertz | Wildtierschutz Deutschland e.V.
T. 0177 72 300 86 | lk@wildtierschutz-deutschland.de
www.wildtierschutz-deutschland.de
www.facebook.com/wildtierschutz
Mitbegründer des www.aktionsbuendnis-fuchs.de

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/133267/4506555
OTS: Wildtierschutz Deutschland e.V.

Original-Content von: Wildtierschutz Deutschland e.V., übermittelt durch news aktuell

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